Wie eine Vision Wirklichkeit wird: Die Entstehung des Quartiers Neue Naabwiesen

Auf einmal steht da ein kleiner Stadtteil. Das muss Menschen in den Sinn kommen, die längere Zeit nicht in Weiden waren. Das Gelände zwischen der Dr.-Pfleger- und der Leibnizstraße hat in den vergangenen Jahren mehr als nur eine Wandlung vollzogen. Vom Produktionsgelände zum Parkplatz zur Großbaustelle und schließlich zum Quartier Neue Naabwiesen – südlich der Innenstadt lässt sich verfolgen, was unternehmerische Impulse in der Stadtentwicklung leisten können. Die Geschichte eines erfolgreichen Großprojekts.

Kapitel 1: Die Vorgeschichte

Oberpfalz-Medien, das in den 1970er Jahren mit Verlags- und Druckereigebäuden die sumpfigen Naabwiesen erschlossen hatte, benötigte nach 2011 nicht mehr das gesamte Gelände. Der Zeitungsdruck erfolgt seither im modernen Druckzentrum in einem Weidener Gewerbegebiet. In der Stadt lag ein 9155 Quadratmeter großes Gelände brach und diente als Firmen-Parkplatz.

Die Entscheidung über die weitere Nutzung des Areals in hervorgehobener Lage neben der Max-Reger-Halle fiel nach reiflichen Überlegungen der Gesellschafter von Oberpfalz-Medien. Es sollten hochwertige Wohn- und Gewerbe-Immobilien entstehen. Dazu kam ein leistungsfähiger Partner ins Boot.  Das Quartier Neue Naabwiesen, so der selbstbewusste Name des Projekts, war Anstoß zur Gründung der Immo VBOM, eines gemeinsamen Unternehmens von Oberpfalz-Medien und der Volksbank-Raiffeisenbank Nordoberpfalz mit den Geschäftsführern Thomas Maul und Thomas Ludwig.

Kapitel 2: Die Planung

Die Weidener „Rauh + Müller Architekten“ sowie die Bremer KSW Architekten planten fünf turmartige Gebäude. Drei davon, jeweils sieben Stockwerke hoch, sollten einzeln stehen, zwei weitere mit jeweils fünf Geschossen durch einen Riegel entlang der Dr.-Pfleger-Straße verbunden werden. Die Gebäude sollten mehr als 100 Wohn- und Gewerbeeinheiten beinhalten und auf einer riesigen Tiefgarage errichtet werden.

Um das Mega-Projekt umsetzen zu können, entstand ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, dem der Stadtrat im Sommer 2019 einstimmig seinen Segen gab. Ein sogenanntes Freistellungsverfahren ermöglichte einen raschen und rechtssicheren Baubeginn im Spätherbst 2019.

Kapitel 3: Die Zeit der Bagger

Um eine Baugrube von 9000 Quadratmetern Fläche und 4 Metern Tiefe zu schaffen, nahmen mehrere Bagger die Arbeit auf. In einer ausgetüftelten Logistik mussten täglich um die 1000 Tonnen Erdreich von der Baustelle abtransportiert werden – über Wochen hinweg. Zwei Faktoren machten die Erdarbeiten komplex: die verschiedenen Sorten von Aushub im einstigen Schwemmland und das Grundwasser in der 4 Meter tiefen Grube.

Parallel zu den Baggern trieben Rüttelmaschinen bis zu 14 Meter lange, stählerne Spundwände rund um das Baufeld in den Untergrund. Als zeitraubend erwies sich die Trennung des Aushubs. Die Bodenarten mussten auf geeignete Deponien verteilt und davor auf Haufwerken vorgehalten und beprobt werden. Um Zeit zu sparen, liefen die Arbeiten daher gestaffelt: Ein Teil der Baugrube war noch gar nicht ausgebaggert, während am entgegengesetzten Ende schon der Guss der Bodenplatte vorbereitet wurde.

Vorne wird gebaggert, hinten gebaut.
Vorne wird gebaggert, hinten gebaut.

Kapitel 4: Die Zeit der Kräne

Nicht nur die Baugrube beeindruckte Zaungäste mit ihren Ausmaßen. Ab Sommer 2020 begannen sich stattliche Kräne zu drehen. Insgesamt vier sollten es werden. Der zentrale Oberdrehkran vom Typ Potain MD 208 maß bis zum höchsten Punkt 56 Meter und konnte Lasten bis zu 10 Tonnen verteilen.

Arbeitsteilig beförderten fortan Kräne und Autobetonpumpen Baustahl und Beton für die Tiefgarage in Weidens größte Grube. Das Untergeschoss sollte Platz für 218 Fahrzeugstellplätze, Aufzugsschächte und Gebäudetechnik-Räume bieten.

Bis zu vier große Kräne prägten das Bild südlich der Innenstadt.
Bis zu vier große Kräne prägten das Bild südlich der Innenstadt.

Kapitel 5: Die Vollendung

Das Quartier Neue Naabwiesen konnten sich Interessierte schon in der Planungsphase sehr gut vorstellen, da es eine sehr realistisch aussehende Visualisierung gab. Bedingt durch die aufwendigen Arbeiten unter der Erde war auf der Baustelle aber lange nichts von dem stattlichen Quartier zu sehen. Im Lauf des Jahres 2022 wurde ein Gang über die Baustelle für alle daran Beteiligten wie das Eintauchen in einen lang gehegten Wunschtraum. Nach und nach wuchsen die Türme in den Himmel.

Weitere fordernde Monate lagen hinter den Planern um Projektleiter Martin Blume vom Münchener Büro „mbIII“. Der Krieg in der Ukraine und Spätfolgen der Corona-Pandemie mitsamt Materialengpässen brachten Hürden mit sich. Doch im Spätsommer 2022 lief in ersten Gebäuden bereits der Innenausbau. Estriche wurden gegossen, Trennwände in die weitläufigen Büroflächen eingezogen.

Das Quartier nimmt Form an.
Das Quartier nimmt Form an.

Kapitel 6: Die Menschen

Ab Herbst 2023 wandelte sich die Baustelle zum Lebensumfeld. Erstmals erhielten Besucher der Bau- und Immo-Messe „Mein Zuhause“ einen Einblick in die Gebäude. Erste Flächen gingen in die Vermarktung. Eine Steuerkanzlei nahm die Arbeit auf. In den folgenden Monaten kehrte Leben im Quartier ein.

Die Außenanlagen mit Sitzgelegenheiten und tausenden Pflanzen vollendeten ein modernes Arbeits- und Lebensumfeld. Die geräumige Plaza bildete im Juni 2024 sogar den sicheren und angemessenen Rahmen für den Auftritt des Bundespräsidenten, dessen Tross durch den Boulevard einfuhr. Geschäftsführung und Chefredaktion von Oberpfalz-Medien hießen Frank-Walter Steinmeier zum Interview-Termin vor der schmucken Kulisse des Quartiers Neue Naabwiesen willkommen.

Das Quartier ist vollendet.
Das Quartier ist vollendet.